Wo großer Ruhm, da auch oft große Tragik. Vor 45 Jahren veröffentlichen die Glam-Rock-Gründerväter T.Rex ihren Schwanengesang Dandy In The Underworld. Wenige Monate später ist ihr flamboyanter Anführer Marc Bolan tot.
In den frühen Siebzigern schwingen sich T.Rex zu Superstars auf, wie sie es in Großbritannien seit den Beatles nicht mehr gegeben hat. Zwischen 1970 und 1973 holen sie allein in ihrer englischen Heimat mit vier Singles die Spitzenposition der Charts und leisten dem pompösen Genre Glam Rock fast im Alleingang Geburtshilfe.
Alles dreht sich um die Persona Marc Bolan, exzentrischer Dandy, flamboyanter Rockstar, grenzgängerisches Idol einer neuen Zeit. Der entscheidet nach einigen moderaten Erfolgen in den Sechzigern, den Bandnamen Tyrannosaurus Rex auf T.Rex zu verkürzen, kleidet sich fortan in schimmernde Stoffe, Satin und Hüte und überträgt diesen neuen Klamottenstil auch auf seine Musik. Die wird ausschweifender, dekadenter und theatralischer, die Texte surrealistisch und seine Bühnenshow sinnlich bis exzentrisch. Bolan, der Zeitreisende Rockstar aus viktorianischer Zeit.
Mitte der Siebziger verlieren sich T.Rex in ihrem glamourösen Sound. Soul, Funk, Blues und Disco werden halbgar in den Sound eingestreut, die Alben wirken inkonsistent und wenig durchdacht. Die hohen Steuerraten zwingen Bolan zur Flucht aus Großbritannien. Er teilt seine Zeit auf die USA und Monaco auf, beginnt eine Affäre mit seiner Keyboarderin Gloria Jones und verfällt dort einen zügellosen Lebensstil. Bolan, lange Zeit Vegetarier, verputzt unzählige Hamburger und spült sie mir literweise Alkohol runter. Das Resultat: Er legt ordentlich an Gewicht zu und wird zum Spott der Presse.
Nach und nach verlassen ihn seine Bandkollegen und Marc Bolan zieht die Notbremse. Er treibt Sport, nimmt ab und verwandelt sich wieder in den Glam-Elfen der frühen Siebziger. Zwischen Mai und August 1976 nimmt er in London und Los Angeles das zwölfte Album Dandy In The Underworld auf, das seine Rückkehr zu alter Stärke werden soll. Bolan wirft den allzu künstlichen Soul über Bord und besinnt sich auf die dramatischen, wallenden, sinnlichen Rocksongs, mit denen er in den frühen Siebziger auch seinen Freund David Bowie nachhaltig beeinflusst und lange in freundschaftlicher Rivalität zu ihm steht.
Vor 45 Jahren – al 11. März 1977 – erscheint das Album, das von der Presse begeistert aufgenommen und von einer Tour mit The Damned flankiert wird. T.Rex, da ist sich Musikengland einig, sind wieder da, wo sie hingehören: Auf dem Olymp des Glam Rock. Präsentiert wird das Album im legendären Punk-Schuppen Roxy in Londons Covent Garden – und enthält einige der besten Songs seit 1973: Der triumphale Auftakt Dandy In The Underworld mit seinem berüchtigten Text über die cocaine nights, der kosmische Pop auf Crimson Moon, das leiernde, monumentale Pain And Love oder das übermächtige Jason B. Sad mit seiner herrlichen Referenz an Johnny B Goode.
Marc Bolan ist rehabilitiert. Er denkt sogar darüber nach, seine alte Band zusammenzutrommeln. Doch dazu kommt es nicht. Bolan – der aus Angst vor einem tödlichen Unfall nie seinen Führerschein machte – fährt am 16. September 1977 mit Gloria Jones in einem Mini über eine Brücke. Jones verliert die Kontrolle über den Wagen
, kracht erst gegen einen Pfeiler und dann gegen einen Baum. Bolan ist sofort tot.
Wenige Tage später wäre der Erfinder des Glam Rock, das Vorbild von David Bowie, Johnny Marr, Joy Division und unzähligen anderen, 30 Jahre alt geworden. Er hinterlässt ein überlebensgroßes Erbe, aufgebaut in wenigen Jahren, fast durch Eigenverschulden demontiert und letztlich als Held von dieser Welt gegangen.
(Quelle: udiscover-music.de)