80s – Depeche Mode –
„Master And Servant“
(20. August 1984)

Im August 1984 veröffentlichten Depeche Mode „Master and Servant“ als zweite Single aus ihrem vierten Album „Some Great Reward“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Band weit vom leichten, eingängigen Synthpop ihrer frühen Werke entfernt und war in düsterere, experimentellere Gefilde vorgedrungen. Der von Martin Gore geschriebene und mit Daniel Miller und Gareth Jones produzierte Track stach durch seine kühne Thematik und seinen aggressiven Sound hervor. Mit seinen Industrial-Beats, peitschenknallenden Samples und den offenkundigen Themen von Dominanz und Unterwerfung wurde er zu einer der provokantesten Singles des Jahrzehnts.

Depeche Mode - Master And Servant

Grenzen durch Klang und Thema verschieben

„Master and Servant“ orientiert sich sowohl an der Tanzfläche als auch an der Fabrikhalle. Der Track pulsiert mit hämmernden elektronischen Drums, metallischen Percussions und verzerrten Synthesizer-Stabs, die eine mechanisierte, dystopische Atmosphäre erzeugen. Gleichzeitig verleiht ihm sein gleichmäßiger, groove-lastiger Rhythmus unwiderstehlichen Club-Appeal. Dave Gahans souveräner Gesang steigert die Spannung, während die Hintergrundstimmen und Effekte das stilisierte, theatralische Gefühl von Kontrolle und Unterwerfung des Songs verstärken.

Textlich balanciert das Lied auf des Messers Schneide. Oberflächlich betrachtet, verweist es auf die Dynamik von BDSM, doch Gore erklärt, dass der Text auch allgemeinere Themen wie Machtungleichgewichte in der Gesellschaft thematisiert – sei es in Politik, Arbeit oder sozialen Strukturen. Die Metapher von „Herr“ und „Diener“ wird zu einem Mittel, um zu untersuchen, wie Autorität ausgeübt wird und wie Individuen durch Kontrollsysteme navigieren.

Depeche Mode – Master And Servant – Offizielles Musikvideo

Kontroverse und Reaktion

Es überrascht nicht, dass „Master and Servant“ schon vor der Veröffentlichung Kontroversen auslöste. Die BBC hätte es aufgrund seiner offensichtlichen sexuellen Anspielungen beinahe aus dem Radio verbannt, doch letztendlich entging es der Zensur. Aufgrund seines lyrischen Inhalts wurde es in den USA nur begrenzt im Mainstream-Radio gespielt, obwohl es in Clubs und in den Dance-Charts ein Publikum fand.

Die provokanten Themen verhinderten jedoch nicht den kommerziellen Erfolg. Das Lied kletterte auf Platz neun der britischen Single-Charts und führte die britischen Indie-Charts an. In ganz Europa war es ein starker Erfolg und erreichte in Westdeutschland Platz zwei. In den USA war es in Tanzclubs am erfolgreichsten, wo es mit seiner Mischung aus Industrial-Sound und rhythmusbetontem Groove zu einem festen Bestandteil alternativer Abende wurde.

Ein nachhaltiger Einfluss

„Master and Servant“ veranschaulichte Depeche Modes Fähigkeit, Tabuthemen mit zugänglicher, tanzbarer Musik zu verbinden. Die Kombination aus provokanten Texten und kompromissloser Produktion festigte nicht nur den Ruf der Band als furchtlose Innovatoren, sondern beeinflusste auch die Entwicklung der nachfolgenden elektronischen und industriellen Musik. Die Bereitschaft des Tracks, sich mit Themen wie Macht, Kontrolle und Verlangen auseinanderzusetzen, verlieh der Popmusik eine schärfere Note und erweiterte Grenzen zu einer Zeit, als Synthpop noch seine Identität suchte.

Fast vierzig Jahre später ist der Song immer noch ein Meilenstein des Genres. Seine Mischung aus erotischer Metapher, Gesellschaftskritik und Industrial-Elementen zeigt Depeche Mode in ihrer kühnsten Form und macht „Master and Servant“ zu einem mutigen künstlerischen Statement, das auch heute noch aktuell ist.

Quelle: TV80s