80s – Enya –
„Orinoco Flow“
(03. Oktober 1988)

„Orinoco Flow“ erschien im Oktober 1988 und markierte Enyas Durchbruch. Sie wurde still und leise zu einer weltweiten Sensation. Verträumt, vielschichtig und unverkennbar sie selbst, eröffnete der Song ihr zweites Album „Watermark“ und gab den Ton an, wie „New Age“-Pop klingen konnte: zugleich antik und futuristisch, geerdet und luftig. Es war nicht nur ein Hit – es war der Beginn eines musikalischen Universums.

Aufgenommene Magie: Vom Heimstudio zum Chart-Topper

Der Track wurde im Aigle Studio aufgenommen, dem Dubliner Haus von Produzent Nicky Ryan und Texterin Roma Ryan, die ihn gemeinsam mit Enya geschrieben haben. Weitere Arbeiten fanden in den Orinoco Studios in London statt – was teilweise als Inspiration für den Titel diente. Die andere Hälfte stammte vom Orinoco-Fluss in Südamerika und verstärkte die weltumspannende Atmosphäre.

In den Liedtexten hören Sie sogar Shoutouts an Rob Dickins („at the wheel“) und Ross Cullum, die maßgeblich zur Gestaltung der Klang- und Bildwelt rund um Watermark beigetragen haben.

Enya – Orinoco Flow – Offizielles Musikvideo

Segelnder Sound: Pizzicato-Synthies und mehrschichtiger Gesang

Dieser Song spielt nicht einfach – er gleitet dahin. Ein harfenartiges Synthesizer-Riff treibt den Rhythmus an, untermalt von hypnotischen elektronischen Percussion-Sounds. Enyas Gesang ist mehrspurig zu einem sanften Chor verarbeitet, der widerhallt und sich überlagert wie Wellen, die ans Ohr schwappen. Es ist einer dieser Tracks, deren Arrangement sich wie Wetter anfühlt – sanft, eindringlich, leicht überirdisch.

Und ja, diese Pizzicato-Akkorde? Erstellt aus einem benutzerdefinierten Patch auf einem Roland D-50. Nur Enya konnte synthetische Streicher wie etwas aus der keltischen Mythologie klingen lassen.

Text: Fernweh mit einem Hauch von Magie

Sail away, sail away, sail away…” („ Segel weg, segel weg, segel weg… “) – ein Refrain, der so ikonisch wurde, dass er zu einem weltweiten Mantra wurde. Der Text benennt eine Mischung aus realen und imaginären Orten: Bali, Fidschi, Cebu, aber auch die Mondinsel, das Wolkenmeer und Avalon. Laut Roma Ryan kam die Inspiration, als sie ihre Kinder vor dem Studio hüpfen sah – pure Bewegung und Freiheit verwandelten sich in melodische Flucht.

Es geht weniger um Geografie als vielmehr um die Stimmung. Man hört es sich nicht an, um die Hauptstädte der Welt zu lernen – man hört es, um sich treiben zu lassen.

Schwebende Visuals

Das von Michael Geoghegan gedrehte Musikvideo passt perfekt zur Stimmung: malerische Ebenen, überlagerte Bilder und langsame Animationen, die Enya weniger wie eine Person, sondern eher wie ein Portal wirken lassen. Das Ganze wurde vor einem Bluescreen gedreht, wobei über Wochen hinweg individuelle Illustrationen von Hand gemalt wurden, um die verträumte Ästhetik des Watermark-Albums zu unterstreichen.

Chart-Sprung und kultureller Glanz

Das war nicht nur Enyas Durchbruch – es war ein voller Erfolg. In Großbritannien führte „Orinoco Flow“ drei Wochen lang die Charts an. In Irland, den Niederlanden, der Schweiz und sogar den Eurochart Hot 100 erreichte es Platz 1. In den USA landete es auf Platz 24 der Billboard Hot 100 und auf Platz 7 der Adult Contemporary Charts. Nicht schlecht für einen Song, der weder Strophen noch eine traditionelle Bridge hat.

Seitdem ist es überall zu hören – von Pure Moods-Zusammenstellungen bis hin zu Black Mirror, South Park und Shrek Forever After. Enya sagt, die Leute begrüßen sie immer noch mit „Sail away“ – und sie ist immer noch davon verzaubert.

Quelle: TV80s