90s – Tom Petty & The Heartbreakers –
„Mary Jane’s Last Dance“
(01. November 1993

Als Mary Jane ihre letzte Runde drehte: Tom Pettys rätselhafte Hymne

Im November 1993 veröffentlichten Tom Petty & The Heartbreakers „Mary Jane’s Last Dance“ als neuen Track auf ihrer Greatest Hits-Compilation. Der Song fiel sofort mit seinem rauchigen Gitarrenriff und Pettys gedehntem Gesang auf und bot selbst langjährigen Fans etwas Neues. Der Song verkörperte die perfekte Mischung aus Rock-Attitüde und lyrischem Mysterium, die schon immer Pettys Markenzeichen war. Auch heute noch wirkt er sofort vertraut und reif für eine Entdeckung.

Tom Petty & The Heartbreakers – Mary Jane’s Last Dance – Single-Cover

Ein neuer Track für eine Greatest-Hits-Zusammenstellung

Obwohl „Mary Jane’s Last Dance“ während der Wildflowers-Sessions aufgenommen wurde, schaffte es dieser Song nicht auf das Album, sondern landete auf Greatest Hits. Diese Sessions markierten das Ende einer Ära, da Schlagzeuger Stan Lynch die Heartbreakers kurz darauf verließ. Indem Petty den Song in diese Retrospektivsammlung aufnahm, gab er den Zuhörern einen Einblick in das, was hätte sein können – und unterstrich die anhaltende Stärke seines Katalogs.

Vom Riff zum Enigma

Die Entstehung des Tracks begann, als Gitarrist Mike Campbell ein Riff unter dem vorläufigen Titel „Indiana Girl“ einbrachte. Petty tüftelte am Text, bevor sie bei „Last Dance with Mary Jane“ landete – einer Phrase, die die Spannung des Songs sofort verstärkte. Diese eine Änderung machte den Song poetischer und offener und lud jeden Hörer ein, sich seine eigene Version von Mary Jane vorzustellen.

Petty hat nie genau erklärt, wer – oder was – Mary Jane ist, und diese Zweideutigkeit hat seitdem für Diskussionen gesorgt. Manche verstehen den Namen als bittersüßen Abschied von Pettys erster Frau, Jane Benyo, während andere die augenzwinkernde Anspielung auf Marihuana im Spitznamen erkennen. Diese Dualität – zwischen gefühlvoller Ballade und hinterhältiger Drogenreferenz – verleiht dem Song seine einzigartige Anziehungskraft und sorgt auch Jahrzehnte später noch für Diskussionen.

Erfolg, Video und bleibendes Erbe

Als „Mary Jane’s Last Dance“ im Radio erschien, kletterte es in die Top 20 der Billboard Hot 100 und erreichte Platz 1 der Rock-Radiocharts – ein Beweis für seine breite Anziehungskraft. Die eingängigen Mundharmonika-Breaks, Pettys warmherziger Gesang und das sehnsuchtsvolle Gefühl, das die Melodie durchzieht, zogen die Zuhörer in ihren Bann. Auch außerhalb der USA fand der Song großen Anklang und landete in Kanada, Portugal und anderen Ländern in den Charts.

Das Musikvideo ist ebenso einprägsam wie der Song selbst. Petty spielt eine Leichenbeschauerin, die eine wunderschöne Leiche – dargestellt von Kim Basinger – mit nach Hause nimmt und sie behandelt, als wäre sie noch am Leben: Sie kleidet sie ein, tanzt bei Kerzenschein und verabredet sich zu einem gruseligen Abendessen. Durch Anspielungen auf Dickens‘ Große Erwartungen und Bukowskis poetische Erzählungen verstärkt das Video die Mischung aus Romantik und Makabrem im Song.

Auch Jahrzehnte später ist „Mary Jane’s Last Dance“ ein fester Bestandteil von Rock-Playlists, Filmsoundtracks und Live-Auftritten von Tribute-Bands und überlebenden Heartbreakers. Das von Petty selbst eingespielte Mundharmonika-Solo verleiht ihm ein ursprüngliches, bluesiges Flair, das seine tiefe Liebe zur Rock’n’Roll-Tradition unterstreicht. Es ist ein Song, der immer wieder neue Facetten offenbart und jede Generation dazu einlädt, „Mary Jane’s Last Dance“ noch einmal zu spielen.

Quelle: TV90s