Richard Marx –
„Angelia“
(September 1989)

„Angelia“, im September 1989 als dritte Single aus seinem Album „Repeat Offender“ veröffentlicht, zeigt Richard Marx von seiner filmischsten Seite. Es ist eine mitreißende Power-Ballade voller Trauer, schimmernder Gitarren und makellosem Studio-Finish. Direkt nach den Chart-Erfolgen von „Satisfied“ und „Right Here Waiting“ vollzog Marx eine Wende von hymnischem Rock und sanfter Romantik hin zu etwas Tragischerem und wahrhaft Donnerndem. „Angelia“ schmerzte nicht nur – es brüllte.

Richard Marx – Angelia – Single-Cover

Vom Hair-Metal-Einfluss bis zum Herzschmerz

„Angelia“ wurde von Marx selbst geschrieben und mitproduziert (zusammen mit dem Toningenieur und späteren Produzenten David Cole) und strahlt genau die langsam aufkeimende Erhabenheit aus, die man in Hardrock-Balladen der 80er hört – man denke an „Love Bites“ von Def Leppard, nur mit einer sanfteren Note. Das Arrangement des Songs ist bewusst aufgebaut: Es beginnt mit eisigen Keyboards und gedämpftem Gesang, explodiert dann im letzten Refrain in ein ausgewachsenes Gitarren- und Gesangsgeheul.

Textlich ist es pure Verzweiflung. Marx singt für eine verlorene Liebe, die offensichtlich von ihrer Abwesenheit heimgesucht wird und sich nicht sicher ist, ob sie jemals zurückkehren wird. Zeilen wie „Wo warst du, als ich dich am meisten brauchte?“ und „Angelia, wohin rennst du jetzt?“ werden nicht als Vorwürfe, sondern als Bitten vorgetragen – rohes emotionales Wrack, vorgetragen mit kristallklarem Gesang.

Eine Studio-Meisterklasse

Die Produktion von „Angelia“ ist unglaublich sorgfältig. Gitarren klingen wie Kathedralenglocken, überlagert von straffen Schlagzeugschlägen und warmen Synthesizer-Betten. Es ist wie ein langsamer Tanz zwischen Herzschmerz und Arena-Rock, mit Marx‘ kraftvollem Gesang im Mittelpunkt – schmerzlich, aber stets unter Kontrolle.

Im Gegensatz zur reduzierten Klavierballade „Right Here Waiting“ ist „Angelia“ dicht und dynamisch. Es ist die Art von Track, die fantastisch klingt, egal ob Sie ihn über Kopfhörer hören oder im Stadion laut aufdrehen.

Video: Noir-Romanze auf der Flucht

Das Musikvideo verleiht dem Ganzen eine stimmungsvolle, filmisch-noir-artige Note. Es erzählt die Geschichte eines Mannes, der von Erinnerungen an eine entflohene Liebe heimgesucht wird, und wechselt zwischen regennassen Straßen, schattigen Motelzimmern und körnigen Rückblenden. Marx spielt den gequälten Erzähler, der wie ein Geist durch seine eigene Reue irrt. Das Video ist dramatisch, stilvoll und voller emotionaler Atmosphäre – perfekt passend zum Ton des Songs.

Richard Marx – Angelia – Offizielles Musikvideo

Chartstatistiken und Durchhaltevermögen

„Angelia“ kletterte auf Platz 4 der Billboard Hot 100 und führte Kanadas RPM Top Singles-Charts an, während es in der Canadian Adult Contemporary-Umfrage auf Platz 2 landete. In den USA erreichte es außerdem Platz 2 der Cash Box Singles-Charts und der Billboard Adult Contemporary-Charts. Obwohl der Song oft vom anhaltenden Erfolg von „ Right Here Waiting “ überschattet wird, halten viele Fans „Angelia“ Marx‘ am meisten unterschätzte Single – ein wahres Meisterwerk des emotionalen Rock der späten 80er.

Kritiker lobten den Ehrgeiz und die Umsetzung des Albums, und einige wiesen darauf hin, dass Marx damit bewies, dass er mühelos die Glaubwürdigkeit des Rock und die Zugänglichkeit des Pop miteinander verbinden konnte.

Nachhaltige Wirkung: Eine Ballade mit Biss

„Angelia“ ist ein Highlight in Richard Marx‘ Repertoire – nicht nur ein weiterer Trennungssong, sondern eine epische Ballade über Herzschmerz, die mit unglaublicher Präzision und Leidenschaft geschrieben wurde. Es ist die Art von Song, die mit Kopfhörern, auf langen Autofahrten oder in nostalgischen Momenten spät in der Nacht ganz anders klingt. In einer Ära, die oft von Haarspray und Herzschmerz geprägt war, bot „Angelia“ beides in Hülle und Fülle – und lieferte es mit Stil, Aufrichtigkeit und großem Durchhaltevermögen.