„It’s a Sin“ erschien am 15. Juni 1987 und eröffnete mit einer Explosion aus theatralischem Synthie-Pop und emotionalem Trotz das zweite Album der Pet Shop Boys. Angetrieben von Neil Tennants Erinnerungen an seine Kindheit in einer strengen katholischen Schule, verband der Song persönliche Ängste mit großem Drama – und machte private Schuldgefühle zu einer globalen Hymne.
Sound: Barocker Exzess trifft Dancefloor-Puls
Schon der Countdown und der Donnerschlag zu Beginn machen „It’s a Sin“ zu einem großen Erlebnis. Es reitet auf einer Welle pulsierender Synthesizer, üppiger elektronischer Texturen und orchestraler Schnörkel, die ins Dramatische abdriften. Produziert von Julian Mendelsohn (mit zusätzlichem Mix von Stephen Hague) mit Ambient-Echos, eingefangen in echten Kathedralen, steigert sich der Track zu fast opernhafter Intensität. Der Mix enthält Disco und Hi-NRG – aber er ist mit theatralischem Gewicht überlagert, wie eine Pop-Arie unter Neonlicht.
Songtext: Religion, Rebellion und Reflexion
Die Worte stammen direkt aus Neil Tennants katholischer Erziehung – Geständnisse, sich verurteilt, missverstanden und zur Anpassung gezwungen zu fühlen.
“Everything I’ve ever done / Everything I ever do / Every place I’ve ever been / Everywhere I’m going to / It’s a sin.”
Es ist zwar kitschig, aber der Schmerz ist echt. Das lateinamerikanische Outro ist dem Confiteor-Gebet entnommen und unterstreicht die Schuld, die in der Erzählung steckt.
Musikvideo: Prüfung durch Glauben
Unter der Regie von Derek Jarman wird Tennant in einem surrealen religiösen Gericht vor Gericht gestellt. Schauspieler Ron Moody spielt den Richter und Chris Lowe seinen Gefängniswärter. Düster, abstrakt und symbolisch visualisiert das Video die sieben Todsünden und begründete eine dauerhafte kreative Zusammenarbeit zwischen der Band und Jarman.
Vermächtnis: Auch Jahrzehnte später noch nachhallend
2021 wurde der Song als Titelmelodie für Russell T. Davies‘ TV-Drama „It’s a Sin“ wiederbelebt und eroberte die Charts und die Popkultur erneut im Sturm. Tennant bezeichnete ihn als „einen Witz, der zu gut funktionierte“ – doch seine Fans nahmen ihn als mutiges Statement von Identität und Widerstand an. Gecovert von Künstlern wie Elton John & Years & Years, Ghost und Jonathan Davis inspirierte er weiterhin zu Neuauflagen und Retrospektiven.
Ob als pulsierender Dance-Track oder als kathartisches Geständnis, „It’s a Sin“ bleibt eines der kraftvollsten Synthie-Pop-Statements seiner Zeit.
Quelle: TV80s