David Bowie –
„Fashion“
(24. Oktober 1980)

„Fashion“ erschien am 24. Oktober 1980 als zweite Single aus David Bowies vierzehntem Studioalbum „Scary Monsters (and Super Creeps)“ und erschien nur wenige Wochen nach „Ashes to Ashes“. Funky, kantig und unverfroren cool: „Fashion“ ist ein Post-Punk-Dance-Track, der zugleich eine Kritik an Trendjagd und Stilkonformität ist. Bowie hat nicht nur einen Clubhit geschrieben – er hat ihn zur Waffe gemacht.

Der Sound: Post-Punk auf der Tanzfläche

Der Track beginnt mit einem schneidenden Gitarrenriff von Robert Fripp von King Crimson, dessen kantiges Spiel dem Song seine besondere Schärfe verleiht. Bowies langjährige Rhythmusgruppe – George Murray am Bass und Dennis Davis am Schlagzeug – legt einen straffen, roboterhaften Groove an, während Carlos Alomars Rhythmusgitarre den Funk unter der Oberfläche brodeln lässt. Die Struktur des Songs ist an Bowies früheren Hit „Golden Years“ angelehnt, hier ist sie jedoch kälter, schärfer und konfrontativer.

Bowies Gesang ist teils Sprechgesang, teils spöttisches Grinsen. Er wiederholt Zeilen wie „Hör mir zu, hör mir nicht zu“ und „Wir sind die Schlägertruppe und kommen in die Stadt, piep-piep!“ wie Slogans und verwandelt Pop-Schlagworte in etwas vage Bedrohliches. Das ist Bowie in seiner sarkastischsten Form.

Songtext: Stil als Kontrolle

„Mode“ ist keine Feier – es ist eine Kritik. Bowie kritisiert die Herdenmentalität von Subkulturen, sei es Punk, New Romantic oder die Modeelite. Die „Schlägertruppe“, von der er singt, ist absurd und bedrohlich zugleich und steht für den Konformitätsdruck unter dem Deckmantel der Selbstdarstellung. Zeilen wie:  “There’s a brand new talk, but it’s not very clear / That people from good homes are talking this year deuten an, dass es bei Stiltrends weniger um Kreativität als vielmehr um soziale Kontrolle geht. Bowie, einst selbst eine Stilikone, war skeptisch gegenüber der Kultur geworden, die er mitgeprägt hatte.

David Bowie – Fashion – Offizielles Musikvideo

Chart-Performance und Rezeption

„Fashion“ debütierte auf Platz 20 der britischen Singlecharts und erreichte Platz 5, wo er 12 Wochen lang verweilte. In den USA erreichte der Song Platz 70 der Billboard Hot 100, führte aber auch die Dance Club Songs-Charts an und wurde trotz seiner rauen Produktion zu einem Club-Favoriten.

Kritiker lobten die furchtlose Fusion aus Funk und Post-Punk. NME kürte es zum achtbesten Song des Jahres 1980 und seitdem ist es auf mehreren „Best of Bowie“-Listen erschienen.

Das Video: Bowie als Puppenspieler

Unter der Regie von David Mallet wurde das Musikvideo im New Yorker Nachtclub Hurrah gedreht. Bowie spielt darin sowohl Darsteller als auch Beobachter und beobachtet, wie Tänzer seine Bewegungen wie Kultanhänger nachahmen. Die visuellen Effekte – grelles Licht, ruckartige Choreografie und dystopische Stimmung – unterstreichen die Themen des Songs: Stil als Macht und Performance als Kontrolle. Bowies langsames Hocken und Ausholen der Arme, die später in „Blue Jean“ aufgegriffen wurden, wurden zu einem seiner charakteristischen Moves.

Ein Schnappschuss aus der Ära der gruseligen Monster

„Fashion“ war der letzte Song für Scary Monsters und wäre beinahe nicht auf die Platte gekommen. Es begann als Reggae-Parodie mit dem Titel „Jamaica“, bevor Produzent Tony Visconti Bowie drängte, es fertigzustellen. Das Album markierte den Abschluss von Bowies Berlin-Trilogie und den Beginn seines unruhigen Tanzes mit dem kommerziellen Mainstream. „Fashion“ liegt genau an diesem Scheideweg – funky genug für die Clubs, edgy genug für die Punks und clever genug, um sich in beide Richtungen durchzusetzen.

Vermächtnis

Mehr als vier Jahrzehnte später ist „Fashion“ immer noch eine von Bowies rhythmisch überzeugendsten und thematisch bissigsten Singles. Sie wurde unzählige Male gesampelt, gecovert und zitiert – von „Clueless“ bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London. Im Jahr 2025 überschritt das Musikvideo die 100-Millionen-Marke auf YouTube – ein Beleg für seine nachhaltige Wirkung.

Bowie trug nicht nur Mode – er sezierte sie. Und in „Fashion“ verwandelte er den Laufsteg in ein Schlachtfeld. Piep, piep.

Quelle: TV80s