Alle fangen klein an: Am 27. Juni 1970 heißen Queen zum ersten Mal Queen, als sie in einem kleinen Örtchen einen Gig spielen, den die Mutter des Schlagzeugers gebucht hat. Hier treten Brian May und Roger Taylor auch zum ersten Mal mit Freddie Mercury auf. Dies ist die Geschichte der Namensfindung und eines frühen Konzertes einer Band, die sich noch finden muss.
Hört hier zur Lektüre das Queen-Debüt:
Selbst im harten Rock-Business kann es nicht schaden, wenn die eigenen Eltern an einen glauben und das, was man mit seinen Kollegen so fabriziert, sogar mögen. Winifred Taylor, die Mutter des Queen-Schlagzeugers Roger, gehört zu dieser Sorte Eltern. Denn sie war es, die diesen Gig für Krachkapelle ihres Sohnes klarmachte. Der Abend markiert gleich mehrere wichtige Schritte auf dem Weg zu den mächtigen Queen, die wir kennen.
Erste Schritte
Als Mitglied des britischen Roten Kreuzes gehört Mama Taylor zum Planungskomitee einer Wohltätigkeitsveranstaltung anlässlich des 100. Geburtstag der Hilfsorganisation. Sie findet statt in ihrem Wohnort Truro in Cornwall, in dem auch Roger zur Schule gegangen war. Bereits Monate vor dem 27. Juni 1970 fragt sie ihren Sohn, ob er und seine Band – damals noch unter dem Namen Smile und mit Sänger Tim Staffell unterwegs – nicht auftreten wollen. Sie sagen zu.
Im Februar 1970 wird erstmalig für das Konzert per Anzeige geworben. Der Queen-Vorläufer Smile genießt damals bereits einen guten Ruf in der Londoner Clubszene und im Umfeld des Imperial College, also der Universität, an der Brian May die Band gründete. Er ist es auch, der in den späten Sechzigern die richtigen Netzwerke schafft. So spielen Smile ihr erstes Konzert 1968 als Vorband von Pink Floyd an eben jener Hochschule.
Fan, Roadie, Frontmann
Doch trotzdem kommt der Queen-Vorläufer nicht so wirklich in die Gänge. Sänger Tim Staffell selbst ist es, der damals, ohne es zu ahnen, seinen Nachfolger und den ausschlaggebenden Faktor für den späteren Welterfolg der Band anschleppt. Es handelt sich um einen Kommilitonen vom Ealing College of Art namens Faroukh Bulsara, der sich selbst Freddie Bulsara nennt.
Freddie wird zum Fan von Smile – und gleichzeitig zu ihrem größten Kritiker. Denn so sehr ihn die Musik der Band anspricht, so schlecht findet er ihre Bühnenpräsenz und Outfits. Seinem kurzzeitigem Mitbewohner Brian May schlägt er immer wieder vor, Smile sollten doch theatralischer und dramatischer auftreten.
Namensfindung
1970 wächst dann offenbar zusammen, was zusammen gehört. Als Tim Staffell Smile verlässt, erfüllt sich Freddies Traum: Er wird zum neuen Sänger der Band und wählt im April seinen endgültigen Namen Freddie Mercury. Zunächst probt die Band als Trio. 1977 gibt Freddie zu Protokoll, dass Stone Cold Crazy der erste gemeinsam gespielte Song gewesen sein soll. Bassist der Formation wird Mike Grose, mit dem die Band auch ihren Auftritt in Truro spielt. Was aber noch fehlt, ist ein neuer Bandname. Die Findung scheint ein längerer Prozess zu sein, wie 2019 veröffentlichte Tagebucheinträge von Schlagzeuger Roger Taylor belegen.
So lautet ein heißer Anwärter auf den Bandnamen zunächst Stone Cold Crazy, wie dem Eintrag vom 23. Mai 1970 belegt. Vier Tage später sitzt die Rhythmusfraktion der jungen Gruppe zusammen, um den Gig im Juni zu planen. An diesem „schönen Tag“, wie es Roger Taylor nennt, kommen er und Bassist Mike Grose zum Schluss, dass Queen der beste Name für die Band sei.
Reichtum
Für das Konzert am 27. Juni des Jahres sind die vier Musiker noch überall als Smile angekündigt. Doch als Mercury, May, Taylor und Grose in der City Hall von Truro auf der Bühne stehen, nennen sie sich offiziell Queen. Der Bassist erinnert sich im Nachhinein an einen eher schludrigen Auftritt, Taylor wirkt rückblickend zufriedener. Gespielt wurden hauptsächlich Coverversionen und nur einige Smile-Songs. Der Schlagzeuger gibt später auch zu Protokoll, dass die frühen Queen-Kompositionen Son And Daughter sowie Doing All Right auf der Setlist standen.
Als sicherer Fakt gilt die Gage: Ganze 50 Pfund gibt es vom britischen Roten Kreuz, was aus Taylors Sicht für damalige Verhältnisse eine ordentliche Summe darstellt. Gleichzeitig ist er sich sicher, dass nicht allzu viele Besucher anwesend waren. Aber das spielt keine Rolle: Ein weiterer Grundstein für die spätere Weltkarriere ist jedoch gelegt: ein neuer Name und der erste Gig mit einem neuen Sänger. Im Frühjahr 1971 Jahr ist dann auch die Position am Bass endgültig geklärt – und mit dem Einstieg John Deacons das Queen-Lineup komplett.
Quelle: UDiscover-Music.de