Die Namen „Lucy Vodden“ oder „Lucy O’Donnell“ rufen in der Regel Fragezeichen auf, dabei inspiriert die Kindheitsfreundin von John Lennons Sohn Julian 1967 die Psychedelic-Nummer Lucy In The Sky With Diamonds. Am 28. September 2009 verliert sie den Kampf gegen eine Autoimmunerkrankung. Schauen wir zum Jahrestag ihres Todes auf die Geschichte hinter dem Beatles-Song.
Als Lucy In The Sky With Diamonds 1967 auf dem Beatles-Album Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band erscheint, sorgt der Song für einige Aufregung. Die britische Öffentlichkeit und Presse tun ihn als Drogenhymne ab, buchstabieren doch die Subjektive im Songtitel klar „LSD“. Die BBC geht gar so weit, das Lied gar nicht mehr zu spielen, was in jenem Jahr allerdings keine Seltenheit bleibt. Dabei gehört die Geschichte des Stücks zu einer der schönsten im gesamten Katalog der „Fab Four“:
Acid oder Alice?
John Lennons Sohn Julian, der während der Entstehungsphase des wegweisenden Albums den Kindergarten besucht, bringt von dort eines Tages ein Bild mit nach Hause. Bandkollege Ringo Starr wohnt dem Moment bei, in dem der vierjährige Julian seinem Vater die Zeichnung vorlegt und stolz verkündet, sie zeige „Lucy in the sky with diamonds“, also „Lucy im Himmel mit Diamanten“. Damit meint er seine Kindergartenfreundin Lucy O’Donnell, für die er laut eigenen Angaben damals ordentlich was übrig hat: „Ich weiß auch nicht, warum ich es so nannte oder warum es so aus meinen übrigen Kunstwerken herausstach, aber offensichtlich mochte ich sie damals.“ Auf der tollen Website www.beatlesbible.com findet sich sogar ein Foto, das (vermutlich) genau dieses Gemälde zeigt.
Lennon Senior, der zu diesem Zeitpunkt tief in der Lektüre von Lewis Carrolls Alice im Wunderland steckt, erkennt einige Parallelen zu den Inhalten des Romans und zeigt sich auch sonst begeistert vom Werk des Sohnemanns: „Ich fand das wunderschön. Ich habe sofort einen Song darüber geschrieben.“ Paul McCartney fügt später bloß noch die „newspaper taxis“ und „cellophane flowers“ hinzu. Wir halten also fest: Drogen haben, wenn überhaupt, nur indirekt mit dem Song zu tun.
Aus Versehen inspiriert
Doch die Beatles wären nicht die Beatles, wenn nicht am Rande auch noch eine Portion Tragik mitgespielt hätte. In diesem Falle trifft der Schicksalsschlag Lucy O’Donnell selbst, die mittlerweile Vodden mit Nachnamen heißt. Bei ihr diagnostiziert man Anfang der Zweitausender die Autoimmunerkrankung Lupus. Als Julian von der Krankheit Wind bekommt, nimmt er erneut Kontakt zur früheren Freundin auf und versucht, Trost zu spenden – unter anderem durch Gutscheine für Gärtnereien, als er hört, dass hier eine Leidenschaft von Lucy liegt. Am 28. September 2009 allerdings verliert die unfreiwillige Muse viel zu früh den Kampf gegen die Krankheit und stirbt mit nur 46 Jahren. Sie reiht sich so in die Liste von Beatles-Weggefährten ein, die vor ihrer Zeit ihr Ende fanden, wie etwa Brian Epstein, Stu Sutcliffe oder Tommy Moore.
So richtig kann Lucy das Privileg, ein derart wichtiges Lied inspiriert zu haben, übrigens nie auskosten: „Als Teenager habe ich mal den Fehler gemacht, einigen Schulfreunden zu erzählen, dass ich die Lucy aus dem Song sei, und sie sagten: ‚Nein, bist du nicht, meine Eltern haben gesagt, da geht’s um Drogen.‘ Danach habe ich es dann für mich behalten.“ Rest in peace, Lucy.