Billy Idol –
„Flesh For Fantasy“
(August 1984

„Flesh for Fantasy“ von Billy Idol fühlt sich an wie ein mitternächtliches Geständnis: Man kann praktisch das Pulsieren der Neonlichter, das Grollen einer rastlosen Stadt und jeden wunden Punkt, der durch ein rauchiges Getue freigelegt wird, hören. Es entstand während der aufeinanderfolgenden Studiosessions für „Rebel Yell“ – Idols zweites Album, das sich millionenfach verkaufen sollte. Als die dritte Single – mit dem Fanliebling „Blue Highway“ auf der B-Seite – im August 1984 in den USA (und ein paar Wochen später in Großbritannien) herauskam, war „Flesh for Fantasy“ bereits von Idol und seinem Partner, dem Gitarristen und Songwriter Steve Stevens, zusammengeschustert, mit Keith Forsey an den Reglern. Es heißt sogar, der Titel sei eine Anspielung auf den Episodenfilm „Flesh and Fantasy“ von 1943, eine Anspielung auf die von Idol bewunderte Movie-Noir-Note.

Zwischen New Wave-Glanz und Hard Rock-Körper

Drehen Sie die Lautstärke auf und Sie werden merken, wie mühelos der Song den Glanz von New Wave mit der Härte von Hardrock verbindet, mit einer Post-Punk-Note, die ihn nie loslässt. Der Herzschlag der Drums treibt Sie voran, eine Basslinie schlängelt sich um Ihr Rückgrat und Synthesizer schimmern hinter Stevens‘ messerscharfen Riffs. „Radio“ wurde schlanker und auf 3:47 Minuten gekürzt, die Albumversion hingegen dehnt sich auf üppige 4:37 Minuten und gibt jedem elektronischen Schnörkel und jedem Gitarrenschrei Raum zum Atmen.

Knurren, Summen und Verlangen nach etwas Echtem

Und dann ist da noch Idol selbst, der im selben Atemzug knurrt und singt. Er singt von der Sehnsucht nach etwas Realem in einer Welt, die ständig Vergnügen verspricht, aber oft nur Leere liefert. Der Refrain – „ Flesh, flesh for fantasy / We cry “ – wirkt wie ein Eingeständnis: Wir alle suchen nach einem Ausweg, und manchmal ist die Fantasie der einzige Ort, der uns antwortet. Kritiker haben darauf hingewiesen, wie diese Zeilen den hedonistischen Puls des Jahrzehnts einfangen, doch dieser Hunger hat auch etwas Zeitloses, eine Erinnerung daran, dass Sehnsucht nie wirklich aus der Mode kommt.

Erklimmen Sie die Charts und erleuchten Sie MTV

Als „Flesh for Fantasy“ in die Charts einstieg, kletterte es auf Platz 29 der US Billboard Hot 100 und schaffte es bis auf Platz 8 der Mainstream-Rock-Charts. Auch weltweit fand der Song sein Publikum: In Neuseeland landete er in den Top 5, in Deutschland und Kanada auf Platz 11 und in der Schweiz und Italien sogar in den Top 20. Das Musikvideo – Regie: Howard Deutch – prägte diese rauchige, sinnliche Stimmung auf MTV ein und sorgte dafür, dass man nicht vorbeizappen konnte, ohne die Spannung auf dem Bildschirm zu spüren.

Jahrzehnte später erfindet sich die Stadt neu

Jahrzehnte später sorgt der Song immer noch für Aufsehen. Man hört ihn auf Classic-Rock-Sendern, sieht ihn in Streaming-Playlists auftauchen und erlebt, wie Idol ihn mit der gleichen Leidenschaft wie in den 80ern in sein Live-Set einbaut. Sogar der argentinische Rocker Miguel Mateos lieferte auf seinem Live-Album „Salir Vivo“ von 2002 eine spanische Version – „Sexo y frenesí“ – und beweist damit, dass der Song universell ist. „Flesh for Fantasy“ hat nicht nur einen Moment eingefangen; der Song erfindet sich immer wieder neu und erinnert uns daran, warum wir diesem Funken im Dunkeln immer noch nachjagen.

Quelle: TV80s