Tears for Fears –
“Everybody Wants to Rule the World”
(März 1985)

Im März 1985 veröffentlichte das britische Duo Tears for Fears – Roland Orzabal und Curt Smith – „Everybody Wants to Rule the World“ als dritte Single (die zweite in Nordamerika) aus ihrem zweiten Album „Songs from the Big Chair“. Was als Last-Minute-Veröffentlichung begann, entwickelte sich zu ihrem größten Welthit, stürmte die Charts und wurde zu einem der beständigsten Songs des Jahrzehnts.

Tears For Fears - Jeder will die Welt beherrschen

Von der Skepsis zum Riesenerfolg

Der Song wurde von Orzabal, Smith und Produzent Chris Hughes gemeinsam geschrieben und im Wool Hall Studio in Somerset aufgenommen. Er basierte auf einem Shuffle-Beat – etwas völlig anderes als der übliche Stil der Band. Orzabal war zunächst nicht begeistert und nannte ihn sogar „fröhlich“ im Vergleich zum düstereren Ton früherer Werke wie „Shout“. Doch Hughes drängte darauf, und innerhalb von zwei Wochen war der Track fertig.

Curt Smith übernahm den Leadgesang und verlieh dem Song eine sanfte, entspannte Atmosphäre, die die schwereren Themen ausglich. Die Band spielte ursprünglich mit dem Titel „Everybody Wants to Go to War“, änderte ihn jedoch in etwas Allgemeineres und weniger Wörtliches.

Tears For Fears – Everybody Wants To Rule The World – Offizielles Musikvideo

Text, der noch immer nachhallt: Das Lied beschäftigt sich mit den Themen Macht, Kontrolle und Ehrgeiz, verpackt in täuschend eingängige Zeilen. Der Anfang – „ Willkommen in deinem Leben / Es gibt kein Zurück “ – gibt den Ton an für eine Reflexion darüber, wie Menschen Einfluss verfolgen, oft auf Kosten von Freiheit und Freude. Zeilen wie „ Hilf mir, das Beste aus Freiheit und Vergnügen zu machen / Nichts hält ewig “ deuten auf die Vergänglichkeit von Erfolg und Zufriedenheit hin.

Obwohl der Text während des Kalten Krieges geschrieben wurde, wirkt er auch heute noch relevant. Ob es um Politik, persönlichen Ehrgeiz oder sozialen Druck geht – das Lied fängt das universelle Tauziehen zwischen dem Wunsch nach Kontrolle und dem Umgang mit den Konsequenzen ein.

Sound, der eine Ära prägte

Musikalisch ist es eine Mischung aus New Wave, Synthie-Pop und Rock, mit einem charakteristischen Gitarrenriff und subtilen Synthie-Texturen. Der Shuffle-Rhythmus wurde von Tracks wie „Waterfront“ von Simple Minds und „Throw Away the Key“ von Linx inspiriert und verlieh dem Album einen Groove, der sich vom Rest des Albums abhob.

Die Produktion ist sauber und vielschichtig. Chris Hughes verwendet einen Mix aus analogen Synthesizern, Drumcomputern und Sequenzern, um den Track aufzubauen. Es war einer der wenigen Songs auf dem Album, der schnell entstand, im Gegensatz zu „Shout“, dessen Mix wochenlang dauerte.

Tears For Fears – Everybody Wants To Rule The World – Offizielles Musikvideo

Chart-Erfolg und kultureller Einfluss

„Everybody Wants to Rule the World“ erreichte am 8. Juni 1985 Platz 1 der Billboard Hot 100 in den USA und führte die Charts auch in Kanada und Neuseeland an. In Großbritannien (hinter „We Are The World“), Irland und Australien erreichte der Song Platz 2 und wurde 1986 bei den Brit Awards als beste britische Single ausgezeichnet. Der Song verhalf „Songs from the Big Chair“ zu einem Multi-Platin-Erfolg und festigte den Status von Tears for Fears als eine der prägenden Bands der 80er Jahre.

Ein Lied mit einem zweiten Leben

1986 nahm die Band den Song unter dem Titel „Everybody Wants to Run the World“ für Sport Aid neu auf, eine globale Wohltätigkeitsveranstaltung, die von Live Aid inspiriert war. Die neue Version behielt die Originalmelodie bei, ersetzte sie jedoch durch Textzeilen über Einheit und Aktion, die dem Ziel der Kampagne entsprachen, Spenden für die Hungerhilfe in Afrika zu sammeln.

Ein Vermächtnis, das sich weiterdreht

Jahrzehnte später ist das Lied immer noch allgegenwärtig – von Filmsoundtracks (Ready Player One, Die Tribute von Panem) bis hin zu Fernsehserien (Mr. Robot, Black Mirror). Es wurde von Künstlern wie Lorde, Weezer und sogar Don Henley gecovert, der eine der Inspirationen für den amerikanischen, radiotauglichen Sound war.

Egal, ob Sie es im Supermarkt oder auf einer Retro-Playlist hören, „Everybody Wants to Rule the World“ trifft immer den Nerv der Zeit. Es ist eingängig, ja – aber auch auf eine leise Art tiefgründig.

Quelle: TV80s