Als The Communards im August 1986 „Don’t Leave Me This Way“ veröffentlichten, coverten sie nicht einfach nur einen Disco-Klassiker – sie katapultierten ihn in eine völlig neue Sphären emotionaler und kultureller Kraft. Ursprünglich eine Soul-Ballade von Harold Melvin & the Blue Notes aus dem Jahr 1975 und ein Jahr später ein Disco-Hit von Thelma Houston, wurde diese dritte Single aus dem selbstbetitelten Debüt der Communards zu einem der größten britischen Hits des Jahrzehnts.
Disco neu interpretiert – mit Synthesizern, Soul und mitreißendem Gesang
Angetrieben von einem hochoktanigen Hi-NRG-Arrangement verbindet der Song die pulsierende Energie der 80er-Jahre-Clubszene mit tief empfundener Dringlichkeit. Jimmy Somervilles unverwechselbares Falsett vermittelt pure Emotionen, während Sarah Jane Morris‘ tiefer, samtiger Alt einen kraftvollen Kontrapunkt setzt. Gemeinsam verwandeln ihre Stimmen den Track in etwas Euphorisches und zugleich zutiefst Menschliches.
Die Produktion setzt auf helle Synthesizer, rasante Beats und eine Bläsersektion, die mit Gospel-Intensität durchschlägt. Es ist eine mutige Neuinterpretation, die die Grenze zwischen Feier und Verzweiflung überschreitet – und sie funktioniert.
Chartstürmer & Kulturwandel
Das Lied schoss direkt auf Platz 1 der britischen Singlecharts, hielt sich dort vier Wochen lang und wurde 1986 die meistverkaufte Single in Großbritannien. Es erreichte auch Platz 1 der US-amerikanischen Billboard Dance Club Songs-Charts und stand in Irland, Belgien, Spanien und den Niederlanden an der Spitze der Charts, während es in weiten Teilen Europas in den Top 5 landete.
In den USA schaffte es der Song in die Top 40 der Hot 100 und trug dazu bei, Somervilles unverwechselbare Stimme und Botschaft einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Mehr als nur ein Hit – Eine queere Hymne der Stärke
Für viele, insbesondere innerhalb der LGBTQ+-Community, wurde der Song weit mehr als nur ein Club-Hit. Da Somerville offen schwul ist und sich offen für Menschenrechte einsetzt, wurde der Track als Hymne der queeren Selbstbestimmung und des emotionalen Überlebens während der AIDS-Krise gefeiert. Seine Themen Liebe, Verlust und Dringlichkeit berührten einen tieferen Nerv als die meisten Dance-Singles.
Das dramatische Musikvideo unter der Regie von Andy Morahan fügte eine weitere Ebene hinzu – mit Underground-Clubs, Überwachungsbildern und einem Gefühl von Widerstand und Sehnsucht. Es war nicht nur glamourös; es war politisch.
Fast vier Jahrzehnte später ist „Don’t Leave Me This Way“ immer noch eines der kultigsten Cover der 80er. Es ist ein fester Bestandteil der 80er-Dance-Playlists, ein beliebter Track bei Pride-Feiern und eine Erinnerung daran, wie Musik sowohl die Füße bewegen als auch die Wahrheit ausdrücken kann.
Es ist nicht nur eine Bitte, nicht zurückgelassen zu werden – es ist ein in Glitzer und Synthesizer gehüllter Schlachtruf.
Quelle: TV80s