Yello –
“The Race”
(April 1988)

Als das Schweizer Elektro-Duo Yello im April 1988 „The Race“ als erste Single ihres Albums Flag veröffentlichte, war es nicht einfach nur eine weitere Synthie-Pop-Single – sie loteten die Grenzen dessen aus, was elektronische Musik wirklich leisten kann. Aufbauend auf einem unerbittlichen Beat, wilden, surrealen Samples und Dieter Meiers theatralischem Gesang wurde dieser Track zu einem riesigen internationalen Hit und markierte einen entscheidenden Moment in der exzentrischen, völlig genreübergreifenden Karriere der Band.

Ein Track, der nicht stillsteht

„The Race“, geschrieben von Boris Blank und Dieter Meier, ist wie eine Klangcollage. Man hört aufheulende Motoren, scharfe Blechbläserklänge und kryptische Spoken-Word-Zeilen wie „Not any track is turning, but the race is in my head.“ Es ist teils Formel-1-Fiebertraum, teils Performance-Kunst direkt aus einer dadaistischen Ausstellung. Die Struktur des Songs fühlt sich selbst wie ein Rennen an – er beschleunigt, er schlingert und lässt einen nie ganz zum Atem kommen.

Blanks Produktion ist unglaublich sorgfältig und schichtet Samples und Rhythmen mit der Präzision, die man von einer Schweizer Uhr erwartet. Meiers Gesang ist eine fantastische Mischung aus strengem Ansager und fröhlichem Verrückten – er bellt mit freudiger Intensität Zeilen wie “Count on me, I’m gonna win the race!”.

Yello – The Race – Offizielles Musikvideo

Von der Straße auf die Leinwand

„The Race“ war nicht nur ein Radiohit, sondern entwickelte sich zu einer Multimedia-Sensation. Das von Meier selbst gedrehte Musikvideo ist ein Wirbelwind aus Archivmaterial, abstrakten Bildern und unglaublich kinetischem Schnitt, der die manische Energie des Songs perfekt widerspiegelt. Es wurde im damals hochmodernen CD-Video-Format veröffentlicht und wurde schnell zu einem Dauerbrenner auf MTV Europe.

Der Track erlebte auch in der Popkultur ein zweites Leben: Er lief von 1990 bis 2017 in der amerikanischen Quizshow „It’s Academic“ auf WRC-TV in Washington, D.C., tauchte in verschiedenen Werbespots auf und wurde 2007 sogar für die Formel 1 und DHL als „The Race II“ neu abgemischt. 1989 lud Yello Fans über RockAmerica ein, ihre eigenen Edits zu erstellen; die Gewinner Jeff Consiglio und Vincent Zegna ließen ihre Versionen professionell vertreiben. Eine Neuveröffentlichung 1992, verbunden mit der Essential Yello-Compilation, brachte ihn zurück in die Charts, und bis in die 2000er-Jahre folgten weitere Remixe.

 

Yello – The Race – Offizielles Musikvideo.

Nachhaltige Wirkung: Immer noch in der Pole Position

„The Race“ erreichte Platz 1 der Charts in Südafrika, landete in Großbritannien, Deutschland und Neuseeland in den Top 10 und wurde in ganz Europa zum absoluten Club-Hit. Doch seine wahre, nachhaltige Wirkung liegt darin, wie er furchtlos die Grenzen dessen auslotete, was eine Pop-Single sein kann – experimentell, theatralisch und absolut unklassifizierbar.

Mehr als drei Jahrzehnte später klingt „The Race“ immer noch wie nichts anderes. Es ist nicht nur ein Song – es ist eine Fahrt!

Quelle: TV80s